Montag, 3. November 2014

Leseprobe

Heute habe ich eine Leseprobe zu Operation Heartbreaker für euch, mein Young Adult-Roman, der am 14. November erscheinen wird:


Die Tür öffnete sich und Viktors Assistent Michail betrat das Büro.
„Was gibt es denn schon wieder?“, fragte er ohne aufzusehen.
„Es geht um die Spende, Viktor.
„Spende?“
„Wir hatten uns darauf geeinigt, dass Sie karitativ aktiv werden“, bot sein Assistent hilfreich an. „Die jungen Damen, die kompromittierendes Bildmaterial zur Presse lanciert haben?“, ergänzte er als er Viktors leeren Gesichtsausdruck sah.
Ah, die Spende.
Auf der Party letztes Wochenende war er dermaßen hackevoll gewesen, dass er sich kaum an die beiden erinnern konnte. Gegen vier Uhr hatte er mit zwei oder drei Mädchen den Klub verlassen – so genau ließ sich das nicht mehr rekonstruieren. Er erinnerte sich nur noch an die Brünette, die sich wie eine Brezel verrenken konnte. Marie? Claire? Oder war es Marie-Claire? Egal.
Als er gegen Mittag mit einem Mörderkater aufgewacht war, hatte sein fleißiger Assistent die beiden bereits in ein Taxi gesetzt und diskret die Beweise der stürmischen Nacht getilgt.
Dazu gehörte standardmäßig das Löschen der Bilder auf den Fotohandys. Leider hatte eine der Partymäuse noch in der Nacht eine Aufnahme verschickt. Es hatte Michail den ganzen Sonntag gekostet TMZ davon zu überzeugen, das Foto nicht online zu stellen, da es Viktors aktuelles Projekt in ein schlechtes Licht rücken würde.
Als hätte er Projekte.
„Ich würde ein Waisenhaus empfehlen, so etwas macht sich in der Presse immer gut.“
Auf keinen Fall wollte er mit einer Schar elternloser Blagen in Zusammenhang gebracht werden. Das sah zu sehr nach schlechtem Gewissen aus. Mädels standen auf Welpen, je kuschliger, desto besser.
„Ein Tierheim“, sagte er kurz angebunden und blickte wieder auf den Monitor. „Aber nichts Exotisches, keine Spinnen, Echsen oder Ratten. Eines mit Hundebabys und niedlichen Kätzchen.“
„Gute Wahl“, sagte Michail und reichte ihm eine Mappe. Darin lag ein Scheck über hunderttausend Euro sowie ein weiterer an das online Magazin über zweihundertfünfzigtausend.
„Ist das die aktuelle Währung für ein lausiges Foto?“
Michail zuckte mit den Schultern in der Art, die besagte: Ich würde nicht behaupten, dass ich Sie gewarnt hätte, aber …
Schon klar. Sein Vater hatte ihm die Pistole auf die Brust gesetzt – buchstäblich. Die übliche Mit-dem-Partyleben-ist-es-nun-vorbei-Leier. Das Letzte, das sein Vater gebrauchen konnte, war ein Sohn im Knast. Nicht, weil seine väterlichen Gefühle darunter leiden würden, sondern die Geschäfte.
Viktor seufzte und unterschrieb. Dreihundertfünfzigtausend Mäuse für eine Nacht, an die er sich nicht mal erinnern konnte.
Wann war sein Leben so verdammt öde geworden?